Viele der Begriffe werden in aktuellen Debatten diskutiert und ihre Bedeutungen kontinuierlich erweitert und verändert. Das bedeutet, dass die vorliegenden Definitionen den aktuellen Kenntnisstand sowie die Position der LWL-Kulturstiftung widerspiegeln und sich weiterentwickeln können.
Weitere Begriffserklärungen und Glossare, an die unsere Erläuterungen angelehnt sind, haben wir in der Linkliste am Ende der Seite aufgeführt.
Im weiteren Verlauf der Arbeit zu diesem Förderschwerpunkt bauen wir diese Informationsseite weiter aus (z.B. um weitere Begriffserklärungen, mit Linklisten zu lesenswerten Artikeln und Beiträgen).
BPoC
Eine Abkürzung, die für Black and People of Color steht. Im Singular wird POC, Person of Color benutzt. Es ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrung, die in einer weißen Mehrheitsgesellschaft nicht als weiß, deutsch und/oder westlich wahrgenommen werden und sich z.T. auch selbst nicht so definieren. Die Bezeichnung weiß, Schwarz oder POC ist keine Beschreibung von Hautfarben, sondern vielmehr eine Beschreibung von Machtverhältnissen. Weil Menschen, die im Zuge des Kolonialismus rassifiziert worden sind, in der Geschichte meistens abschätzig, entwürdigend, entmenschlichend und v.a. fremdbestimmt bezeichnet wurden, bietet der Begriff BPoC Würde und gleichzeitig historische und politische Einordnung. Im Deutschen gibt es derzeit keine Entsprechung für den Begriff People of Color/PoC. Andere Wörter, die versuchen, den Begriff ins Deutsche zu übersetzen (z.B. ‚Farbige:r‘), sind Fremdbezeichnungen mit meist rassistischer Geschichte und sollen daher nicht verwendet werden.
Diskriminierungssensibel
Diskriminierungssensibilität meint ein Gespür für und Wissen um strukturelle, gesellschaftliche und historische Benachteiligungen und Unterdrückung bestimmter Menschengruppen; eine diskriminierungssensible Herangehensweise erfordert ein Informieren über bestehende Diskriminierungen jeglicher Form, ein Verständnis davon, wie sie sich z.T. gegenseitig verstärken und bedingen (sog. Intersektionalität) und ein Bekenntnis dazu, diese Diskriminierungsformen nicht zu vervielfältigen und zu verstärken.
Koloniale Kontinuitäten
Fortwirken kolonialer (Macht-)Strukturen in der Gegenwart; dieses Fortwirken zeigt sich u.a. in politischen, wirtschaftlichen, finanziellen, gesellschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Belangen. Der Begriff ‚Koloniale Kontinuitäten‘ entwickelte sich als Ergänzung zu ‚post-kolonial‘, um das Fortwirken der Strukturen zu betonen und das ‚post‘ in postkolonial nicht als zeitlich zu verstehen.
Kolonialismus
Expansion einer Gesellschaft über ihren ursprünglichen Siedlungsraum hinaus, die mit der Besetzung von fremden Territorien sowie der Verdrängung und Unterdrückung der dortigen Bevölkerung und der Errichtung von politischen und kulturellen Dominanzsystemen vor Ort einhergeht. Zugleich beschreibt Kolonialismus ein Strukturelement der neueren Geschichte, das Gesellschaften, Wirtschaftsweisen und Machtverhältnisse fundamental verändert hat.
Machtkritisch
Haltung gegenüber Macht(-strukturen), die kritisch reflektiert, wer in welchen Situationen welche Macht hat (also seine Interessen durchsetzen kann) und wem diese Macht nicht zuteilwird; ebenso ein Bekenntnis dazu, diese Machtstrukturen z.T. aufzubrechen und neu zu denken.
Multiperspektivisch
Einbeziehen vieler unterschiedlicher Sichtweisen. Diese Unterschiedlichkeit kann in verschiedenen biografischen Faktoren begründet sein, z.B. Geschlecht/Gender, internationale Familiengeschichte, Race/Ethnizität, Kultur, sexuelle Orientierung, Alter, Klasse, Religiösität/Spiritualität, Bildungsgeschichte, Behinderung etc.
(Post)Kolonialismus/(post)kolonial
Kritisches Untersuchen der anhaltenden Bedeutung des Kolonialismus für heutige globale, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Strukturen sowie der Auswirkungen für alle am Kolonialismus beteiligten Bevölkerungsgruppen (Kolonisierte und Kolonisierende zugleich); Kolonialismus wird als historisches Strukturelement mit transformativem Charakter begriffen und nicht als abgeschlossene Geschichtsepoche.
Privilegien
Vorteile und Bevorzugungen bzw. Freiheit von Benachteiligungen, die einer Person als Teil einer bestimmten Personengruppe aufgrund unveränderbarer Merkmale zuteilwird, ohne dass die Person diese Vorteile explizit erarbeitet/verdient hat.
Rassismuskritisch
Rassismuskritik meint eine Haltung in Bezug auf Rassismus, die Rassismus als grundlegende Ordnung bzw. Strukturelement versteht und nicht nur als singuläre Ideologie, die einzelne Leute verbreiten; eine rassismuskritische Herangehensweise erfordert ein umfassendes Verständnis von (strukturellem) Rassismus und dessen Wirkungsweise bzw. ein Bekenntnis dazu, sich dieses Verständnis selbstkritisch anzueignen.
Weiße Denkmuster
Bestimmte Sichtweise auf die Welt, die vom eigenen Weißsein geprägt ist und die eigene Sichtweise als neutral und universell wahrnimmt. Weiß bedeutet keinen bestimmten Hautton, sondern die Freiheit von systematischer, rassistischer Diskriminierung und damit das Erleben bestimmter Privilegien. Weiße Denkmuster beinhalten oftmals eine mangelnde Wahrnehmung der eigenen Machtpositionen, Kategorisierungen und Ressourcenverteilungen.
LINKLISTE
Wörterbuch des Diversity Arts Culture Berlin bietet Erläuterungen zu zahlreichen Begriffen der Diversitätsentwicklung, insbesondere kontextualisiert für den Kulturbetrieb:
Wörterbuch von Diversity Arts Culture Berlin
Glossar vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. zu den Themenfeldern Rassismuskritik, Rechtsextremismus, Migration, Flucht, Asyl, Diversität
Wörterverzeichnis der Neuen Deutschen Medienmacher:innen mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen für die berichterstattung in der Einwanderungsgesellschaft
ANSPRECHPARTNERIN
Milena Täschner, E-Mail: milena.taeschner(at)lwl-kulturstiftung.de, Tel.: 0251 591-6951